Jungvogel gefunden - was tun?

Foto: Haussperling
Foto: Haussperling

Wenn man einen jungen Vogel auf dem Boden findet, bedeutet das nicht automatisch, dass er Hilfe braucht. Es gibt große Unterschiede zwischen den Arten – und wie man richtig reagiert, hängt davon ab.

 

Was ist wichtig zu wissen?

 

Gebäudebrüter wie Schwalben oder Mauersegler verlassen ihr Nest erst, wenn sie richtig fliegen können. Sitzen sie am Boden, brauchen sie dringend Hilfe – sie kommen von allein nicht wieder weg und sind in Lebensgefahr.

 

Andere Vogelarten, z. B. Amseln oder Meisen, haben sogenannte Ästlinge. Diese jungen Vögel haben das Nest schon verlassen, können aber noch nicht gut fliegen. Sie werden weiterhin von den Eltern u.a. am Boden gefüttert – auch wenn sie allein wirken.

 

Wie erkennt man, ob Hilfe nötig ist?

 

Nicht jedes Tierkind am Boden ist verwaist! Oft sind die Eltern in der Nähe und kümmern sich weiter – man hört sie rufen oder sieht sie füttern, sobald man sich entfernt hat.

Deshalb sollte man den Vogel zunächst 3–4 Stunden aus sicherer Entfernung beobachten.

Droht dem Tier Gefahr – etwa durch Straßenverkehr, Katzen oder Greifvögel – kann man es vorsichtig an einen geschützten Ort in der Nähe setzen (z. B. unter einen Busch oder auf einen Ast).

 

Wann sollte man eingreifen?

 

Nackte, noch blinde Nestlinge, die aus dem Nest gefallen sind, brauchen schnell Hilfe. Am besten setzt man sie warm / aufgewärmt in der Hand (!) vorsichtig zurück ins Nest. Diese werden auch nach dem Umsetzen wieder von den Alttieren angenommen und versorgt.

 

Nur wenn:

 

 - das Tier verletzt ist,

 - die Eltern auch nach mehreren Stunden nicht zurückkehren,

    sollte man den Vogel in eine Pflegestation bringen oder zum Tierarzt.

 

Hier finden Sie einige lebensrettende Hinweise, wenn Sie einen Jungvogel aufgenommen haben:

Wildvogelhilfe: Jungvogel mitgenommen Notfall Checkliste 

 

Erste Hilfe bei gefundenen Vögeln – Das kann Leben retten!

 

1. Aus der Gefahrenzone holen!

Bringen Sie den Vogel sofort in Sicherheit.

 

2. Warmhalten ist überlebenswichtig!

Unbefiederte Jungvögel unbedingt auf ca. 38 °C erwärmen (z. B. mit Wärmflasche & weicher Unterlage: siehe unten!).  

→ Unterkühlte Vögel dürfen nicht gefüttert oder getränkt werden – Lebensgefahr durch Lungenentzündung!

 

3. Geschützt unterbringen – stressfrei & sicher:

- Kein Käfig!  

- Besser: Kartons mit Luftlöchern oder Boxen mit Handtuchabdeckung

 

4. Vogelart bestimmen – vor dem Füttern!

- Die richtige Artbestimmung entscheidet über das weitere Vorgehen.

- Orientierung: Fundort, Schnabelform, Rachenfarbe  

- Hilfreich: http://wildvogelhilfe.org oder Notfallgruppen

 

5. Füttern nur nach Bestimmung!

- Fast alle Jungvögel brauchen ausschließlich Insekten, auch Körnerfresser wie Spatzen.  

- Bitte kein Katzenfutter, Hackfleisch, Eier, Regenwürmer oder Milchprodukte!

→ Lebensgefährlich: führt zu schweren Schäden oder Tod.

 

6. Verletzungen? Sofort zum Tierarzt!

- Knochenbrüche oder Katzenbiss? → Antibiotika nötig, immer fachkundige Hilfe einholen.  

- Im Zweifel: Kontakt zu Wildvogelstationen oder Vogelhilfe suchen.

 

Unbefiederte Nestlinge – So werden sie richtig untergebracht

 

Wichtig: Unbefiederte Küken dürfen nicht auskühlen!  

→ Ohne Wärme drohen Organschäden und schnelles Versterben.  

→ Auch Austrocknung über die Haut ist lebensgefährlich – hohe Luftfeuchtigkeit ist entscheidend!

 

Erste Maßnahme nach Fund:

Küken sofort durch Körperwärme (Hand oder Kleidung) aufwärmen, bis die Unterbringung bereit ist.

 

Bauanleitung: "Self-made Inkubator"  

So stellst du einen sicheren, warmen Platz für das Küken her:

- Box/Wanne/Transportbox

- Küchentücher zum Auslegen  

- Schüssel (z. B. Müslischale) als Nest  

- Nestmaterial: Wollsocke, Fleecelappen, Küchenpapier  

- Wärmequelle: Wärmflasche, Körnerkissen oder Heizdecke unter dem Nest  

- Handtuch über die Box legen (für Dunkelheit & Wärmehalt)  

- Feuchter Lappen auf der Wärmflasche (für Luftfeuchtigkeit)

Erst wenn das Nest tropisch warm ist (ca. 38 °C), darf das Küken hinein!

Bis dahin: weiter mit Körperwärme versorgen.

 

 Foto: Amselküken, Quelle: NABU/CEWE/Nadine Bettinghausen
Foto: Amselküken, Quelle: NABU/CEWE/Nadine Bettinghausen